Was ist Naturheilkunde?

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Das Schlagwort Naturheilkunde ist momentan sehr modern. Viele Printmedien beschäftigen sich mit diversen Themen. Auch Rundfunk und Fernsehen bedienen die Hörer und Seher mit diversen Sendungen. Aber was ist Naturheilkunde? Viele heute als innovative Methoden angepriesene Therapien sind uralt. Vor ca. 60 Jahren gab es auch in Spitälern fast nur, heute als Naturheilkunde bezeichnete Therapien. Bevor Antibiotika, Kortisontherapien, moderne diagnostische Methoden und Operationsverfahren entwickelt wurden, waren Kräuterheilkunde, Blutegeltherapie, Schröpfen, Aderlass, Kneipptherapien, Heildiäten, Einläufe, Heilbäder u.ä. die Therapien, mit denen Ärzte ihre Patienten behandelten.

 
Wir müssen uns eines vor Augen halten:
Bis vor ca. 50 Jahren war der Arzt weitgehend auf seine Erfahrung und sein diagnostisches Können angewiesen. Ein genaues Erstgespräch, eine eingehende Untersuchung, genaues Erfragen von Harn - und Stuhlgewohnheiten, Appetit, Ernährungsgewohnheiten leiteten eine Therapie ein. Der Hausarzt kannte natürlich zumeist auch das soziale Umfeld, d.h. er wusste um die familiären und beruflichen Gegebenheiten. Die Patienten waren natürlich auch daran gewöhnt, dass Gesundwerden eine Zeit dauert. 3 Tage fieberfrei im Bett zu bleiben war allgemein akzeptiert und wurde natürlich eingehalten – speziell bei Kindern. Essigpatscherl anlegen, Inhalationen vorbereiten, Hals – und Brustwickel machen, war jeder Hausfrau und Mutter geläufig und meist die erste Maßnahme vor der ärztlichen Konsultation. Spitalsaufenthalte waren der letzte Ausweg, wenn die Beschwerden allen Maßnahmen trotzten. Auch im Spital wurde vor einem invasivem Eingriff mittels verschiedener ausleitender Methoden wie Blutegeltherapie, blutig und trocken Schröpfen, Kräutertherapien versucht, den Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Im Orthopädischen Spital in Speising sind Schröpfgläser noch vorhanden. Aber mangels Zeit wird diese Therapie kaum angewendet und versinkt in Vergessenheit.

 
Ja, Zeit ist bei der Anwendung von naturheilkundlichen Maßnahmen ein wichtiger Faktor. Zeit für ein genaues Untersuchungsgespräch und eine genaue Untersuchung.
Zeit für eine Behandlung – wie das Wort schon ausdrückt, wird bei einer Behandlung mit den Händen eine Handlung durchgeführt. Das braucht Zeit. Und diese Zeit lohnt sich. Als Ärztin spüre ich, wie sich der Körper vor und nach einer Therapie anfühlt, eventuell verändert man eine Handlung. Der Körper braucht Zeit, um sich zu entspannen oder eine Entzündung abzubauen. Es erfordert Zeit einen Kräutertee, eine Kompresse, einen Wickel, ein gesundes frisches Essen zuzubereiten.
Gesundwerden braucht Zeit, Geduld und den Willen sich die Zeit zum Innehalten und Gesunden zu nehmen.
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen sogenannter moderner Medizin und Naturheilkunde, denn es gibt nur eine Medizin, nämlich die, die den Patienten hilft. Ich nehme mir Zeit für meine Patienten und wenn die sich ebenso Zeit nehmen für sich und alle Anweisungen befolgen, dann steht der Gesundung zumeist nichts im Weg. Übrigens, das Wort Patient leitet sich vom lateinischen Wort „patientia“ ab und bedeutet Geduld.

 
Unser Zeitgeist, der sich auch in einem entsprechenden Krankenkassensystem widerspiegelt, funktioniert, wie wir alle wissen, anders. Aber ich glaube, es ist Zeit für Ärzte und Ihren Patienten wieder Geduld zu lernen.