Frau Barbara D., Jahrgang 1950 (Kräuterwanderung 23.3.2002)

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März 2002, Treffpunkt Parkplatz Lainzertor


Das Wetter ist etwas rauh, sonnig mit einzelnen Schneeschauern, und so sind wir froh, warm und geschützt im Informationszentrum des Parks die theoretischen Unterweisungen zu erhalten.


Nach dem Einführungsvortrag lernen wir die ersten Kräuter in der näheren Umgebung kennen. Was wir da nicht alles auf kleinstem Raum finden: Vogelmiere, Schafgarbe, Bärlauch, Girsch, klettriges Labkraut, Gundelrebe, Beifuß, Klettenwurzeln und Löwenzahn, Ehrenpreis („Viagra des Waldes“, erheitert die Gemüter), Brennessel, Taubnessel, nicht einmal Primeln und Veilchen sind vor uns sicher. Später gehen wir in Kleingruppen Kräuter für unser Mittagessen sammeln. Es gibt u.a. Vogelmierenbutter, Girschjoghurt, Bärlauchtopfen, Kräuterpesto, garniert mit Primeln, Veilchen und Gundelrebe. Jetzt kann ich mir wirklich vorstellen, eine Zeit im Wald zu leben ohne zu verhungern. Viele Kräuter findet man das ganze Jahr frisch und deren feine Geschmacksrichtungen sind eine echte Bereicherung im Speiseplan, abgesehen davon unterstützen die Kräuter Stoffwechselvorgänge, helfen beim Entgiften und stärken das Immunsystem. Zahlreichen Krankheiten kann man so vorbeugen und sie lassen sich mit den entsprechenden Kräutern heilen. Es entsteht ganz von selbst ein Gefühl der Ehrfurcht vor der Natur und Dankbarkeit an die Mutter Erde, die uns diese Vielfalt an Lebensmitteln schenkt. Ganz besonders gefällt mir, dass zum botanischen und kulinarischen Aspekt der Wanderung auch der spirituelle Aspekt angesprochen wird. Frau „Kräuterdoktors“ überzeugender und ehrfürchtiger Umgang mit Werten, die in unserem Alltag häufig verloren gegangen sind, ist berührend und zumindest eine kleine Gruppe von Menschen wird in Zukunft die Gaben der Natur mit anderen Augen sehen.
Am Nachmittag wandern wir auf dem Waldlehrpfad zur Hermesvilla. Wir vergleichen die Blätter der Herbstzeitlose mit Bärlauchblättern und stellen fest, dass eine Verwechslung schon wegen des Geruchsunterschieds kaum möglich ist. Frau Dr. Zizenbacher zeigt uns nun Sträucher und Bäume, die für ihre heilsame Wirkung bekannt sind, wie Schlehdorn, Schwarznnuss, Eiche und Birke. Kornellkirsche, Berberitze und Hagebutte sind wichtige Vitaminlieferanten im Herbst.
Jetzt im Frühjahr enthalten die Knospen die geballte Lebenskraft und wir werden ermuntert, davon zu kosten, sie bergen ja die Energien für künftige Blätter, Blüten und Früchte in sich und sind daher auch für uns besonders wertvoll. Mit der nötigen Ehrfurcht genossen und verbunden mit dem Dank an die Pflanze werden sie für uns ihre heilsame Wirkung entfalten. Noch offene Fragen werden in der Hermesvilla gerne beantwortet. Auf dem Rückweg, die Abendsonne verwöhnt uns mit ihren Strahlen, überprüfen wir dann noch unser Wissen und teilen unsere Begeisterung für die spannende und lehrreiche Wanderung.


Herzlichen Dank für die Initiative, Frau Doktor!

 

Wien, März 2002