Krebs und Partnerschaft

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Krebs ist eine Diagnose die eine Partnerschaft ziemlich herausfordert. Einerseits erschüttert die Diagnose die betroffene Person, andererseits kann die Tatsache, dass der Körper mit so einer Erkrankung reagiert als Hinweis erkannt werden, dass im Leben des Betroffenen eine Veränderung ansteht.
Zumeist reagieren Betroffene mit einem Schock. Oft trifft die Diagnose den Menschen wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Andere wiederum fühlen, dass irgend etwas nicht in Ordnung war und sind von der Diagnose fast erleichtert, da sie nun definitiv wissen, dass eine Änderung dringend notwendig ist.
In der Praxis erlebe ich immer wieder, wie unterschiedlich Paare mit dieser Diagnose umgehen, Oft erlebe ich auch, dass die Diagnose Gräben, die vorhanden waren noch vertieft oder eine Beziehung inniger werden lässt.


Ich möchte einige Beispiele aus der Praxis erzählen, die dieses Thema von verschiedenen Seiten beleuchten.

Fall 1:
Eine Patientin, die ich betreuen durfte, kam mit der Diagnose beginnendes Gebärmutterhalskarzinom zu mir in die Praxis. Es war schon eine Operation (Konisation) durchgeführt worden. Bei der Kontrolluntersuchung zeigten sich wieder verdächtige Zellen. Die Patientin lebte zu diesem Zeitpunkt in einer sehr unglücklichen Beziehung und ich machte sie darauf aufmerksam, dass gerade das innerste weibliche Organ, die Gebärmutter offensichtlich eine ungehörte Botschaft für die Patientin bereit hielt. Natürlich ermunterte ich sie zu den laufenden Kontrolluntersuchungen zu gehen. Ich motivierte sie auch Ordnung in ihre Partnerschaft zu bringen und die Gebärmutter zu befragen welche Botschaft sie denn bereithielte. Die Patientin änderte vieles in ihrem Leben – beruflich als auch lebensstilmäßig. Sie schaffte es aber nicht ihren Partner zu involvieren. Die Partner liefen nebeneinander her, was die Patientin als sehr belastend empfand. Ein halbes Jahr später verschlechterte sich der Abstrichbefund weiter, sodass die Entfernung des Organs durchgeführt wurde. Gleich nachdem die Patientin in die heimische Pflege entlassen wurde, trennt sich ihr Mann von ihr. Nach der bewältigten Trauerphase formulierte die Frau für sich:" Hätte ich früher eine Trennung vorangetrieben, dann wäre wahrscheinlich die Gebärmutter erhalten geblieben."
Gott sei Dank waren alle Folgeuntersuchungen erfreulich und bis zum jetzigen Zeitpunkt erfreut sich die Patientin vollster Gesundheit, sie ist noch dabei ihre seelischen Wunden zu heilen, sodass ihr Körper keine weiteren Signale produzieren muss.

Fall 2:
Ein 36 jähriger Computerfachmann kam zu mir in die Praxis mit der Diagnose Meningeom (ein an sich gutartiger Hirntumor, der nur aufgrund seiner Tendenz zum Wachstum Beschwerden verschiedenster Art hervorrufen kann). Der Patient erklärte er habe sich ausführlich mit der Diagnose auseinandergesetzt und auch mit verschiedenen Formen der Krankheit. Der Tumor hatte sich durch die Schädeldecke ausgebreitet und intonierte als Golfball große Geschwulst. Die computertomographischen Untersuchungen zeigten, dass der Tumor eine isolierte Erscheinung war. Von Seiten der Klinik war dringend zur operativen Entfernung der Geschwulst geraten worden. Der Mann hatte keinerlei Beschwerden. Auf meine intensive Befragung, und nachdem ich ihn auf alle Risiken hingewiesen hatte, formulierte er:" Er wolle alles tun um eine Operation zu vermeiden und wäre auch bereit sein Leben zu ändern." Zuerst unterzog er sich einer 40-tägigen Fastenkur. Er ging ein halbes Jahr in unbezahlten Krankenstand und arbeitet nach diesem halben Jahr nur Teilzeit in seiner Firma. Davor hatte er 60-80 Stunden pro Woche zugebracht. Die Beziehung war zerbrochen und auch sonst war sein Leben fast ausschließlich der Arbeit gewidmet.

Nach dem halben Jahr:
Trotz existentieller Befürchtungen beruflich nach der langen Auszeit Eibußen zu erleiden, erhielt er eine bessere Position. Drei Jahre nach diesem Geschehen ist er in einer Spitzenposition und lebt sein Leben bewusst auch mit den notwendigen Pausen. Hintergrundinformation – bevor dieses Tumorgeschehen ausgebrochen war, hatte er bis zur Erschöpfung über einen Zeitraum von fast einem Jahr gearbeitet und hatte eine Scheidung hinter sich gebracht. Der "Scheidungsgrund", an dem ihm viel gelegen war, war zeitgleich mit dem Auftreten seines Tumors an einem Motorradunfall mit Kopfverletzungen aus dieser Welt gegangen. Der junge Mann hat nach seiner Kehrtwende sowohl seinen Lebensstil geändert als auch auf ausreichend körperliche Bewegung und Mentaltraining zurückgegriffen. Er ist auch dabei sein Leben in ausgeglichene Bahnen zu lenken.
Heute, vier Jahre nach Erstauftreten des Tumors ist dieser gleich groß und hat überhaupt keine Tendenz zum Wachstum, der Patient ist beschwerdefrei.

Fall 3:
Es kam eine junge Familie zu mir. Der Mann 35 Jahre, die Frau ungefähr in seinem Alter und die zweijährige Tochter. Der Patient hatte die Diagnose Blutkrebs (Anämie)- eine ziemlich aggressive Form. Als das Paar zu mir kam war klar, dass die Überlebenschancen des Patienten sehr gering war. Die Familie kam zu mir, um Tipps für die letzten Wochen, Monate, für den nächsten ungewissen Zeitraum zu erhalten. Ich legte dem Paar nahe, sie sollten jede Sekunde als kostbares Gut sehen und sehr bewusst entscheiden, wie die gemeinsame Zeit verbringen wollten. Da sich der endgültige Abschied sehr deutlich ankündigte. Ich gab auch diverse Ernährungsempfehlungen, wobei ich darauf hinwies, dass das Empfinden von Genuss und Freude an erster Stelle gereiht werden sollte. Durch das Gespräch und durch die Möglichkeiten, die ich der Partnerin aufzeigte, um ihren Mann auf seinem letzten Weg zu begleiten, ist das Paar sicher zusammengewachsen. Der Mann ist nach ca. 3 Monaten in eine andere Welt umzog. Sterben ist ein Neubeginn für jede Seele, hier und dort.

Was können sie als Paar tun wenn sie betroffen sind?

1. Zuallererst ist es ganz wichtig, die Hoffnung nie aufzugeben.
Machen sie sich eine Liste mit all den Dingen, die sie schon immer machen wollten und die sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht getan haben. Ziele und Hoffnungen sind unglaublich wichtig um den Lebenswillen anzukurbeln.
2. Hinterfragen sie alles, was sie in ihrem Leben tun. Überlegen sie, ob sie ihren Beruf lieben und warum sie ihn ausüben. Hinterfragen sie wie ihre Partnerschaften und sonstigen Beziehungen ablaufen. Versuchen sie alle Kompromisse als solche zu enttarnen. Überlegen Sie ganz bewußt, ob sie wirklich gewillt sind den Zustand zu akzeptieren und ob sie mit der Erinnerung an den Kompromiss in die andere Welt gehen wollen.
3. Überlegen sie sehr genau wie sie die Zeit mit ihrem Partner oder Freunden verbringen. Die Menschen um uns, speziell unser Kinder und natürlich unsere Lebenspartner sind uns immer Spiegel. Das heißt alles was uns an unserem Partner freut oder auch stört ist eine Reflexion aus unserem Innersten.
Wenn eine ernsthafte Krankheit ins Leben tritt kann man noch einmal genau hinschauen welches Geschenk der Partner für uns zur Selbsterkenntnis bereit hält.
Gerade mit der Diagnose Krebs ist es sehr wichtig den Lebensstil zu verändern. Das heißt alles, was belastender Ballast ist sollten wir hinter uns lassen. Die verschiedenen Bereiche des Lebens sollten durchleuchtet werden, z.B. die Ernährungsgewohnheiten, die Partnerschaft, das Berufsleben, die täglichen Gewohnheiten, die Süchte, usw.